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AutorenbildRichard Altorfer

Alle Wochen wieder: Alles Panikmache!


Corona = Grippe

Nehmen wir das in Abständen von etwa 10 Tagen immer wieder neu entdeckte «Argument», bei einer normalen Grippe würden mehr Leute sterben und trotzdem gebe es nie einen Lockdown. Ist natürlich Quatsch, tönt aber gut und ist, wenn man sich nicht mit den passenden Zahlen und Kurven wappnet, gar nicht so einfach zu widerlegen. Natürlich ist die sog. Übersterblichkeit (also die Zahl der Toten, die das durchschnittliche Mass übersteigt), in den Hotspot-Regionen massiv grösser als selbst in den schlimmsten Grippejahren, Aber wer’s nicht glauben will, schaut sich einfach andere Kurven an. Eine sehr erfolgreiche Strategie.




Wenn sonst gar nichts mehr hilft, versucht man’s mit dem Totschlag-Argument: an Malaria sterben viel mehr Menschen als am Coronavirus. Und schon fast perfide: Mit dem Geld, das man in der Schweiz zur Vermeidung von ein paar Hundert Toten grad vernichtet, könnte man in der dritten Welt Hunderttausenden, ja sogar Millionen zu einem guten Leben verhelfen. Abgesehen davon, dass selbst die Vergleichszahlen nicht so ganz überzeugen (man konsultiere die Website worldometer: https://www.worldometers.info), ist auch gar nicht so sicher, dass das moralisch angereicherte Argument der Umleitung der Milliarden in die Entwicklungshilfe ernst gemeint ist; es würden vor allem Tausende reicher. Und grundsätzlich: es würde eh nicht geschehen und ist als «Argument» etwa so sinnvoll wie die Behauptung, wenn wir weniger Nahrungsmittel wegwerfen würden, würden im Jemen weniger Kinder verhungern. (Was mitnichten bedeutet, dass wir food waste nicht möglichst optimal verhindern sollten, aber leider haben die beiden Übel praktisch einfach nichts miteinander zu tun.)

Im Hintergrund geistert bei vielen Lockdown-Kritikern noch immer die Herdenimmunität als Ziel und Lösung des Problems herum. So wie anfänglich in Grossbritannien – mit fatalen Folgen. Die Idee ist nicht auszurotten, da kann man Zahlen schütten, soviel man will. Die Behauptung, am Ende der Epidemie gebe es zum Beispiel in Schweden und Österreich genau gleich viele Tote, der einzige Unterschied sei, dass die Epidemie in Österreich länger daure, die Wirtschaft wegen des Lockdowns dann aber ruiniert sei, tönt verlockend. Sie ist ja auch nicht völlig von der Hand zu weisen, wenn man davon ausgeht (wie es schwedische Epidemiologen tun), dass wir gegen die Ausbreitung des Coronavirus ohnehin nichts, rein gar nichts, tun könnten, und dass es auch nie eine Impfung gebe. (Dass der schwedische Lockdown sich kaum vom unsrigen unterscheidet, der Schaden für die Wirtschaft ziemlich gleich gross und nur die Zahl der Toten in Schweden massiv höher ist als xbei uns oder in den andern skandinavischen Ländern, sei nur nebenbei erwähnt.)


Nur so, damit’s wieder mal gesagt ist: von knapp 9 Millionen Schweizern müssten sich für die Herdenimmunität etwa 6 Millionen infizieren – äähh, halt, sie müssten danach auch noch immun sein, was leider, leider nicht so sicher ist. Bei einer Letalität von – sagen wir optimistisch – nur 1 Prozent (zur Zeit beträgt sie in Grossbritannien 15,7 % und in Deutschland 4 %, wobei das höchst provisorische Zahlen sind, da niemand genau weiss, wieviele Menschen wirklich infiziert sind; die Letalität könnte also durchaus niedriger sein – oder auch höher, weil man die in den Altenheimen Verstorbenen einfach nicht auf Corona testet, wie das in Schweden gehandhabt wird) – wenn also die Letalität am Ende doch nur 1 Prozent betrüge, dann würden in der Schweiz ca. 60'000 Menschen am SARS-CoV 2 sterben. (Einschub: Dafür müssten etwa 300'000 auf Intensivstationen während Wochen behandelt werden, um zu überleben.) Sollte die Letalität allenfalls 2 % betragen, dann … aber rechnen Sie selber! Zugegeben, Zahlen sind etwas überaus Abstraktes; den Umgang damit verträgt nicht jeder und jede.


Ach ja, und dann das liebe Geld. Bei einer Letalität von lediglich 1% und somit lediglich 60'000 (minus die sowieso an einem Flugzeugabsturz, an Herzinfarkt, an Altersüberdrüssigkeit, an einem Dachziegel, an Blitzschlag oder an Schreck Verstorbenen – sagen wir 10'000) retten wir, wenn wir erfolgreich sind mit Lockdown und Folgemassnahmen, gerade mal 50'000 Menschen. 50'000, von denen jeder im Durchschnitt noch 15 Jahre gelebt hätte. Glauben Sie’s! Dieser Durchschnitt stimmt, da wir die sowieso Verstorbenen ja schon abgezählt haben und die durchschnittliche (nicht vergessen: all inclusive: Gesunde und Kranke!) Lebenserwartung eines 65-Jährigen in der Schweiz rund 20 Jahre beträgt (wussten Sie nicht? Na, dann wissen Sie’s jetzt!). Wir retten also aus ökonomischer Sicht sage und schreibe 750'000 Lebensjahre. Viel oder nicht viel? Jedenfalls wird’s jetzt spannend. Das Bundesgericht hat nämlich schon vor zehn Jahren festgestellt, dass die Krankenkassen pro gerettetes Lebensjahr etwa 100'000 bis 150’000 Franken aufzuwenden verpflichtet sind (zB für Chemotherapie, die das Leben um 1 Jahr verlängert). Und nun rechnen Sie! (Tut mir leid, so hohe Zahlen machen wirklich fast schwindlig, aber sie verhelfen Ihnen vielleicht zu etwas mehr Gelassenheit einer – zugegeben – katastrophalen Situation gegenüber.) Das Ergebnis der Rechnung ist 1125 plus 8 Nullen: 112’500’000'000. Auf Deutsch: 112,5 Milliarden. So viel waren wir schon vor Corona bereit, für 50'000 zu rettende Menschenleben auszugeben. Es kamen einfach nie so viele aufs Mal zusammen. Corona macht den Wert (bitte, bitte, es geht hier nicht um eine moralische Bewertung, sondern um eine rein ökonomische und juristische Festlegung) unserer Leben einfach ökonomisch transparent. Nichts weiter. Und für die Rettung bezahlen nicht wie in den sonst üblichen Einzelfällen die Krankenkassen, sondern diesmal der Staat. Das ist der einzige Unterschied.

Soviel zum irrwitzigen Aufwand für «die paar Toten» wegen Corona. Wenn Ihnen der Aufwand tatsächlich irrwitzig erscheint, dann genau aus einem einzigen Grund: weil er nicht Sie oder einen Ihrer Angehörigen betrifft, der/die zum Beispiel wegen einer Krebserkrankung eine lebensverlängernde Chemotherapie benötigt, die pro gewonnenes Lebensjahr 150'000 Franken kostet.


Alles klar? Alles gesagt!

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