Auf Mückenschutz achten – es gibt nicht nur Corona!
Mitte August wurden vier in Deutschland erworbene Infektionen mit West-Nil-Fieber beim Menschen durch das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin bestätigt, weitere Verdachtsfälle liegen vor. Alle Betroffenen wurden im Rahmen einer Blut- oder Plasmaspende positiv getestet. Das Centrum für Reisemedizin rät in den betroffenen Regionen in Zentral-Ostdeutschland zu sorgfältigem Mückenschutz.
West-Nil-Fieber tritt vorwiegend in den Tropen und Subtropen auf. Seit einigen Jahren breitet es sich aber auch in Nordamerika und Südosteuropa aus. Fälle in Deutschland sind seit vergangenem Jahr bekannt: «Im Jahr 2018 wurden die ersten lokal erworbenen Infektionen in Deutschland bei Vögeln und Pferden registriert, im Spätsommer des vergangenen Jahres sind in Ostdeutschland erstmals fünf Menschen erkrankt», erläutert Professor Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des CRM {Centrum für Reisemedizin}. «Für den kommenden Herbst rechnen wir neben den nun bekannten vier Fällen mit weiteren Infektionen. Deutlich stärker betroffen sind aktuell jedoch Spanien, Italien und vor allem auch Griechenland.»
Mitte Juli waren die ersten Infektionen mit West-Nil-Fieber bei Vögeln gemeldet worden. In Berlin wurde das Virus bei einer toten Blaumeise nachgewiesen. Im Bergzoo Halle (Sachsen-Anhalt) ist eine Alpendohle an der Infektion verstorben, in Bernburg (Sachsen-Anhalt) ein Uhu und im Erfurter Zoopark (Thüringen) eine Schneeeule. «Wir raten insbesondere in diesen Gebieten zu konsequentem Mückenschutz», so der Experte. Da es in Europa seit den 1960er Jahren immer wieder zu sporadischen Ausbrüchen kommt, wird diskutiert, dass Zugvögel im Frühjahr den West-Nil-Virus aus den tropischen und subtropischen Endemiegebieten einschleppen und dann in Europa auf Mücken übertragen. Unter bestimmten Witterungsbedingungen können diese infizierten Mücken dann auch Menschen mit dem Virus anstecken.
Bei West-Nil-Fieber handelt es sich um eine akute, oft grippeähnliche Erkrankung, die von nachtaktiven Mücken übertragen wird. Hauptüberträger in Europa sind hauptsächlich die Mückenarten Culex pipiens bzw. Culenx modestus. Die Krankheit bricht drei bis sechs Tage nach dem Stich durch eine infizierte Mücke aus. Fieber, Muskelschmerzen und angeschwollene Lymphknoten sind typische Symptome. Etwa ein Drittel der Erkrankten entwickelt an Brust, Rücken und Armen einen Hautausschlag, der jedoch ohne Schuppung abheilt. Bei einigen Patienten kommt es zu Hirn- oder Hirnhautentzündung. Vor allem bei älteren Menschen kann die Erkrankung tödlich verlaufen. «Ob sich ein Patient wirklich mit West-Nil-Fieber infiziert hat, wird durch einen spezifischen Antikörpertest oder Virusnachweis diagnostiziert», erklärt Professor Jelinek. Eine spezifische Therapie für West Nil-Fieber existiert bislang nicht.
Gegen das Virus gibt es keine Impfung. Daher ist ein konsequenter Mückenschutz, insbesondere in der Dämmerung und nachts, besonders wichtig. Bei Aufenthalten im Freien hilft körperbedeckende Kleidung aus möglichst hellen, luftdurchlässigen Stoffen. Durch die Imprägnierung mit einem Insektizid, beispielsweise mit Permethrin, kann die Schutzwirkung noch deutlich verbessert werden. Auf nicht bedeckte Hautstellen, wie Handgelenke, Kopf und Hals, sollte ein Mückenabwehrmittel aufgetragen werden. Repellents, die den Wirkstoff DEET (N,N-Diethyl-m-toluamid) in einer Konzentration von 30 bis 50 Prozent enthalten, gelten derzeit als das effektivste verfügbare Mittel.
Quelle:
Robert-Koch-Institut, Epidemiologisches Bulletin 36/2020, https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2020/36/Art_02.html
Comments