Von «Biodeutsch» bis «Je suis Charlie» …
(Die Splitter erscheinen seit 16 Jahren alle 2 Wochen im Schaffhauser Bock!)

Kari, trumptrunken und hungrig zu seiner Frau: «Grill, Baby, grill!»
«Biodeutsch» ist das Unwort des Jahres 2024 in Deutschland. Das könnte lustig sein, wenn hinter dieser Wahl nicht diese biodeutsche Humorlosigkeit, gepaart mit biodeutschem Drang zur ideologischen Gängelung steckte. Das ist das Problem der selbsternannten fünf festen Jurymitglieder mit eindeutig biodeutschen Vornamen: Constanze, Martin, Alexandra-Katharina, David und Kristin (Sprachwissenschaftler und Journalisten): sie meinen es … todernst. Der Humor erstarrt vor dem erhobenen Zeigefinger, der in die gleiche Richtung zeigt wie jener ähnlich humorloser nichtbiodeutscher Bartträger. Zu den Unworten der vorangehenden Jahre gehörten übrigens «Remigration», «Klimaterroristen», «Pushback», «Corona-Diktatur», «Klimahysterie», «alternative Fakten», «Gutmensch», «Lügenpresse» und «Sozialtourismus». Hinter all diesen bei Woken zutiefst verhassten Unworten lugt ein Begriff hervor, der es 2021 zum Kandidaten gebracht hatte, dann aber, vielleicht weil er die wahre Absicht allzu deutlich gemacht hätte, nicht gewählt wurde: «Sprachpolizei». Da hätte der virtuelle Zeigefinger wohl zu offensichtlich in Richtung Jury gezeigt.
Wir können’s fast nicht glauben: Paul McCartney ist 82, Mick Jagger 81, Carlos Santana 77, Patti Smith 78, Pete Townsend von The Who 79, genau wie Eric Clapton, Keith Richard ist ebenfalls 81, Bob Dylan 83, Tom Jones 84, exakt wie Cliff Richards, Ringo Starr genauso, Herb Alpert (den vermutlich nicht mehr alle kennen) 89. Erschreckend, wie alt all jene sein müssen, die sich (in diesem Moment…!) an die Musik-Greise erinnern. Und unglaublich, dass es bis heute keine bessere Musik gibt.
Apropos Alte: Peter Bichsel (90): «Ich habe halt geschrieben, weil ich ein schlechter Fussballer war.»
Und nochmals Peter Bichsel, Descartes zitierend: «Alle Menschen müssen sterben. Vielleicht auch ich.»
«Du kannst so reich und angesehen sein, wie es nur geht, du kannst jemanden einstellen, der dein Auto fährt oder Tausende, die Geld für dich verdienen, aber …» – um es mit Steve Jobs zu sagen, dem Erfinder von Apple, gestorben mit 56 an Bauchspeicheldrüsenkrebs – «es ist unmöglich, jemanden anzustellen, der deine Krankheit erträgt und für dich stirbt.»
«Je suis Charlie» hiess es vor zehn Jahren, nachdem muslimische Terroristen in Paris die Redaktoren des Satire-Magazins «Charlie Hébdo» massakriert hatten: Solidarität mit jenen, die sich trauten, kritische Zeichnungen und Texte auch über den Islam zu verfassen. Heute, zehn Jahre später? Die NZZ bringt es auf den Punkt: Der Terror, die Drohungen haben gewirkt. Die Karikaturisten texten und zeichnen weiter spöttisch und satirisch – über Christen, Juden oder Buddhisten, aber sie sind – wie wir alle – nicht mehr «Charlie». Sicherer ist sicherer.
Der dumme Spruch um Ende: «Passende Wüste für Fata Morgana gesucht.» (Karl Kraus)
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