Kari, entrüstet: Immer mehr Leute empören sich im Namen von andern, ohne diese zu Wort kommen zu lassen.
Güllen. So heisst nicht nur der Ort, in dem Claire Zachanassian in Dürrenmatts «Der Besuch der alten Dame» aufwuchs, es ist auch eine überaus sinnreizende Tätigkeit. Güllen muss man, weil beim Bauern (Tätigkeit!) mit Tieren, die oder deren Produkte wir täglich einkaufen und essen (Fleisch, Milch, Eier, etc.), Gülle entsteht, die je nach Witterung zwar monatelang in Güllegruben aufbewahrt werden kann, aber irgendwann halt aufs Land ausgebracht werden muss, weil sonst die Gruben überliefen. Die Gülle ist natürlicher Dünger, wie fast jede verdünnte Schei**, und hat eine wie gesagt Sinne reizende Eigenschaft: sie stinkt. Und zwar gewaltig, wenn man empfindlich ist. So wie Kuhglocken Lärm machen – wenn man lärmempfindlich ist. Aber so ist es halt, auch wenn Städtern der Zusammenhang oft verborgen bleibt: Unvermeidliches Nebenprodukt des Filet mignon wie auch des Vacherin-Mont-d’Or ist – Gülle. Dass die auf den Feldern verteilt wird, stört manchmal sogar «Landeier» – die motzen dann mal kurz und gut ist’s. Mancher Städter Nase hingegen reagiert da weitaus nachhaltiger; die olfaktorische Behelligung bringt sie schon mal auf die bemerkenswerte Idee, Gülle in Kläranlagen zu entsorgen und die Weiden und Äcker dafür naseneutral mit Kunstdünger anzureichern. So richtig stinkig wird das Thema Gülle allerdings erst, wenn die städtisch-rustikalen Wahrnehmungsunterschiede in einem Facebook-Post aufeinandertreffen (z.B. unter «Du bist ein Schaffhauser, wenn …»). Es lebe Facebook!
Bei Charlie Hébdo krakelte jeder B-Promi: «Satire darf alles!» Dazu drei Fragen: 1. Wissen Sie noch, was Charlie Hébdo war? 2. Haben Sie seit Charlie Hébdo je wieder Mohammed-Karikaturen gesehen? 3. Darf Satire auch dann alles, wenn Sie von Leuten kommt, die Sie nicht mögen und die Dinge sagen (oder zeichnen), die Sie völlig anders sehen oder die Ihnen «heilig» sind? Zusatzfrage: Was halten Sie von Lisa Eckhart?
Charles Bukowski: «Das Problem der Welt ist, dass intelligente Menschen voller Zweifel sind und Dumme voller Selbstvertrauen.»
Nationalrätin Martullo-Blocher wurde einst – vor Monaten – des NR-Saals verwiesen, weil sie eine Maske trug. Offenbar war sie ihrer Zeit voraus. Heute drohen jenen Strafen, die keine Maske tragen. In Indonesien kann man zu Liegestützen verknurrt werden oder zum Absingen der Nationalhymne oder zur Zwangsteilnahme am Begräbnis eines Covid-19-Opfers. In Ghana ist man humorloser – Maskenmuffel gehen einfach für Jahre ins Gefängnis. In Indien verhaut die Polizei Uneinsichtige mit Schlagstöcken, lässt sie Kniebeugen machen oder 500mal schreiben «Ich habe mich nicht an die Ausgangsregeln gehalten.» In Europa ist alles viel zivilisierter, es drohen bloss Bussen, immerhin bis über zehntausend Euro. Kulturelle Unterschiede eben.
Die dumme Weisheit am Ende: Aluminiumfolie reisst viel weniger leicht, wenn man sie vor Gebrauch vollflächig auf eine Rigipsplatte klebt.
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