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Altorfers Splitter – 6. Okt. 2020

Kari, wichtig: Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie das Problem zu lösen ist, aber immerhin, ich habe «Handlungsstränge identifiziert».


R., eine liebe Bekannte, meinte (s. Splitter vom 15.9.20), es gebe sehr wohl Leute, die beides haben: das Fünferli und das Weggli. Warum? «Weil sie doofe Partner haben.» Ein bedenkenswerter Einwand, der die Frage aufwirft: Hat R. recht oder hatte ihr Partner einfach den clevereren Scheidungsanwalt? Ist nicht eher zu vermuten, dass jene, die sich einbilden, den Fünfer und das «Schwöbli» ergattert zu haben, einfach nicht merken, dass ihr Brötchen alt und verschimmelt ist? Oder ist das Wunschvermuten? Kann man ausser reich wirklich auch noch glücklich werden, wenn man andere über den Tisch zieht? Sicher, Natur und Gesellschaft sind nicht gerecht, aber grad sooo? (Anmerkung: Leider stimmt's umgekehrt eher: es gibt Leute, die weder Fünfer noch Weggli haben.)


Die Welt ist in den letzten Jahrhunderten liberaler geworden. Es gibt Religionsfreiheit, die Bibel ist unzensiert erhältlich und niemand darf wegen seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden. Was aber, wenn eine reichlich kauzige Restaurantbesitzerin in ihrer Beiz (in irgendeiner deutschen Grossstadt) Bibelverse aufhängt, darunter das Zitat «Einem Mann sollst du nicht beiliegen, wie man einem Weib beiliegt; Greuel ist dies (…) jeder, der einen von allen diesen Gereueln tut – (…) soll ausgetilgt werden aus der Mitte ihres Volkes.»? Dann kommt die Staatsanwaltschaft und ermittelt. Gegen wen, ist klar, aber, so fragt man sich: wegen was? Da staunt sogar der schwule Atheist, der in der Beiz immer anstandslos und gut bedient wird.


«Nach Family-Stress zuhause nun Adults only für Eltern». Diese Headline muss man im Hinblick auf den kreativen Einsatz der deutschen Sprache wohl als «journalistisches master piece» einordnen. Das angesprochene «Genuss- und Kuschelhotel» («Bergergut») im schönen Mühlviertel in Oberösterreich, nahe der tschechischen Grenze, kann für das im wahrsten Sinn «unsägliche» New-Deutsch allerdings nichts. Der Artikel erschien in einem seriösen «Dschörnel».


«Im Schweisse deines Angesichts sollst du dein Brot essen», beschied Gott dem Adam nach dem Sündenfall (1. Buch Mose 3,19). Friedrich Nietzsche war ein ziemlicher Querdenker: «Im Schweisse unseres Angesichts / soll’n unser Brot wir essen? / Im Schweisse isst man lieber Nichts / nach weiser Ärzt’ Ermessen. / Der Hundsstern winkt: woran gebricht’s? / Was will sein feurig Winken? / Im Schweisse unsres Angesichts / soll’n unsern Wein wir trinken!»

Glücklich, wer ob solcher Geschichten noch lachen kann: «Wie heissen Sie?» – «Müller, ohne ‘P’». ­– «Aber in «Müller» hat’s ja gar kein ‘P’» – «Eben, hab ich ja gesagt.»


Heute gibt’s Bücher für Junge mit Themen wie «Simplify your life». Die Alten wundern sich. Genau so war das normale Leben in den Fünfzigern und Sechzigern. Und dafür zahlt man heute 22 € (gebunden, bei Amazone).


Der dumme(?) Spruch am Ende: Freunde sind Psychologen ohne Sprechzeiten.

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