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AutorenbildRichard Altorfer

Altorfers Splitter – nein, noch nicht ohne Corona

10. Juni 2020


Kari, nachdenklich: Es ist an der Zeit, dass ich von jemand Jüngerem ersetzt werde, ich beginne nämlich langsam, die Dinge so zu sehen, wie sie sind.


«Führen in Krisenzeiten heisst: in Unkenntnis aller Tatsachen entscheiden – und darauf hoffen, dass alles gut kommt. Es gibt kein Richtig und kein Falsch.» (NZZ) Schon ein bisschen einfach, oder nicht? Vor allem ist es falsch. Es gibt sehr wohl falsch und richtig, und zwar nicht erst nachträglich. Eine Kurve ist eine Kurve und wenn neun von zehn wissenschaftlich Gebildeten (Epidemiologen, Mathematikern u.a.) aus diesen Kurven gleichlautende Schlüsse ziehen, dann ist der Verzicht darauf, ihre – unangenehmen – Schlussfolgerungen zur Kenntnis zu nehmen, eben falsch. Punkt. Oder allenfalls feige.


Vielversprechende Kurzinfo zum Film «Only lovers left alive»: «Das uralte Vampirpaar Adam und Eve schlägt sich mit Blutkonserven die Zeit tot.»


Ein Interview mit einem Psychotherapeuten (in den Schaffhauser Nachrichten) erinnert einen wieder einmal an den Satz von Mark Twain: «To a man with a hammer everything looks like a nail.» («Für jemanden mit einem Hammer sehen alle Dinge wie Nägel aus.») Martin Strobel (auch als Coach für Manager und Sportler tätig) hält die behördlichen Massnahmen gegen die Corona-Pandemie für weit überrissen und sieht darob – und zwar weltweit – nur Gesellschaften, die «hypochondrisch unterwegs» sind. Herr Strobel will damit sicher nicht sagen, dass weit über sieben Millionen Menschen an Hypochondrie erkrankt und 400'000 von ihnen an Hypochondrie gestorben seien, aber er unterstreicht mit seiner Einschätzung Mark Twains «Diagnose», dass jeder seine Umgebung halt eben so interpretiert, wie es ihm und seinem Handwerkzeug zupass kommt. Hypochondriker leiden gemäss Definition unter einer ausgeprägten Angst, eine ernsthafte (vielleicht tödliche) Erkrankung zu haben, ohne dass sich dafür ein angemessener, objektiver Befund finden lässt. Nun ja, Psychotherapeuten haben nun mal wenig mit Viren, Lungenentzündungen, Pandemien und so zu tun … vielleicht halten deshalb einige von ihnen 400'000 Tote für keinen objektiven Befund, der Angst machen sollte, sondern für eine völlig überflüssigerweise Angst auslösende Normalität. Sei’s drum. Leider lieferte Herr Strobel keine so richtig überzeugenden, originellen Argumente für seine «Diagnose». Dafür wartet er zum Schluss mit eher enttäuschend banalen Einsichten auf wie: «Eine Krise ist auch eine Chance.» (Wow! Das hätte Urgrossonkel Heiri, der keine vier Jahre Schule genoss, auch nicht besser sagen können.)


In vielen Verfassungen steht: «Parlamentarier sind nur ihrem Gewissen verantwortlich.» Das gilt sogar für jene, die kein solches besitzen.


Marco Rima, der Komiker, spricht auf Facebook zur Schweiz – über Corona (https://www.facebook.com/marco.rima/videos/230523018245890/): «Ich sehe nur gesunde Menschen.» Oder: «Nichts ist passiert.» So etwa geht es 11 Minuten lang. Man ist zunächst versucht, sich fremdzuschämen, doch leider: so viel Fremdschämenergie ist nicht zu mobilisieren. Also hofft man auf die 2418 Kommentare. Und ist halb beruhigt, halb erschüttert. Beruhigt, weil sich viele an den Kopf gegriffen haben und aus 491'363(!) Aufrufen «nur» 8795 Likes resultierten, erschüttert andererseits ob der Zahl derjenigen, die einen mässig komischen Komiker angesichts von weltweit über 400'000 Toten lustig finden. Treffendster Kommentar: «Si tacuisses!» (Ach, hättest du doch geschwiegen!). Leider hilft die nachträgliche Rechtfertigung Rima wenig, denn der Schaffhauser weiss: Gsaat isch gsaat!


Der dumme Spruch am Ende: Liegt der Bauer tot im Zimmer – lebt er nimmer.

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