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Altorfers Splitter – zu Corona … und jetzt auch noch Rassismus


Kari, abwägend zwischen Corona (Bier) und Mohrenkopf: Bemerkenswert, innert Tagen sind aus 4 Millionen Schweizer Virologen und Epidemiologen 4 Millionen Historiker und Sprachwissenschaftler geworden.


Vertraute man den Regierenden in der Schweiz (und in Deutschland), könnte man meinen, die Corona-Krise sei jetzt endlich vorbei. «Lockern!» heisst das Gebot der Stunde, und: «Die Leute haben genug!» Jenseits des nationalen Tellerrands sieht die Welt allerdings anders aus: in vielen Ländern Europas mussten die Leute sehr viel mehr aushalten als bei uns (in der Deutschschweiz) und vielenorts leiden vor allem sozial Schlechtergestellte unendlich viel mehr. Offiziell ist eine halbe Million Menschen an Covid-19 verstorben (inoffiziell dürften es, vor allem in Südamerika Hundertausende mehr sein). Schweden hat sich mit seiner unfreiwillig heroischen Politik bezüglich Toten pro Mio. Einwohner auf Platz 7 von 215 Ländern «vorgearbeitet». Wer bei uns im Bus, im Zug oder beim Einkaufen vernünftigerweise eine Maske trägt, muss scheele Blicke gewärtigen oder wird sogar angepflaumt. Wie sagte eine ältere Bekannte: Wenn ahnungslose Politiker versuchen, gegen ein Virus Politik zu machen, brauchen sie a) viel Glück und b) eine Bevölkerung, die vernünftiger ist als sie. Bis jetzt hatten wir beides. Möge es so bleiben.


«Black lives matter» müsste eigentlich ergänzt werden durch «White lives matter», «Children’s lives matter», «Old lives matter», «Christian’s, Jews’ and any religion’s lives matter», «Doctor’s and nurses’ lives matter», «Women’s lives matter», «Poor lives matter», ja sogar «Policemen’s (and policewomen’s) lives matter». Und wenn dann die Proteste auch noch ohne Randale abliefen, dann wäre das eine ehrliche, starke und überzeugende Bewegung. Wäre …


Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann. Auch in der Kommunikationsabteilung der Migros dürfte man dieses Sprichwort kennen. Nur ernst genommen hat man es offenbar nicht. Zunächst kippte man – um es wem recht zu machen? – die Dubler-Mohrenköpfe aus dem Sortiment. Und wenig später kippte man 60'000 neue, von einem weiblichen Künstlerkollektiv designte Papiertragetaschen mit völlig harmlosem Nackte-Frau-plus-Katze-Cartoon auf den Müll. Stimmt, manchmal werden Mut und Übermut bestraft, aber manchmal – hoffentlich – auch waschlappige Mutlosigkeit.


Der grundlegende Irrtum aller Gutmeinenden besteht darin, zu glauben, dass das Verbot von Wörtern (oder Büchern, Filmen, Kunstwerken) irgendeinen als zugehörig vermuteten oder erkannten Gedanken mit eliminiere. In Turkmenistan, einer währschaften Diktatur (Rang 162 von 167 im Demokratieindex), ist das Wort «Corona» praktisch verboten. Kein Wunder konnte Aussenminister Meredov noch vor Kurzem verkünden, in Turkmenistan gebe es keinen einzigen Coronavirus-Infizierten. Das «Corona»-Verbot verhindert selbstverständlich nicht, dass Menschen an Covid-19 sterben. Die Ausmerzung von Begriffen (sei’s Mohrenkopf, Neger oder Tschingg) eliminiert keinen einzigen rassistischen Gedanken. So wie keine Bücherverbrennung und kein Bildersturm – zum Glück! – je dazu geführt haben, dass die in Büchern und Kunstwerken steckenden Werte damit verschwanden.


Ein treuer Facebook-Freund, politisch völlig unbedarft: Er habe heute gelesen, dass man die besonders guten weissen Mohrenköpfe «Rassisten-Grinde» nennen solle. Es sei ihm eigentlich egal, wenn’s sein müsse, nenne er die halt so, er wisse nur nicht, ob das bloss ein Witz oder etwa ein versöhnlicher, eher ein umgekehrt rassistischer oder gar ein speziell perfider rassistischer Vorschlag sei. Keiner könne ihm da Auskunft geben. Tja, lieber Facebook-Freund, da wird dir auch keiner helfen können. Heute weiss keiner, wer morgen was wie versteht bzw verstehen will. Ausserdem: wer weisse Mohrenköpfe «Mohrenköpfe» nennt, besitzt offenbar eine natürliche Resistenz gegen Rassismus. Oder? Schon wieder falsch?


Die frivole Gisela: Wenn der Mohr geht, muss die Morchel mit!


Das neue Wort am Ende: Ignorassmus.

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